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Joe Colombo


Joe Colombo

“Ich bin der Ansicht, dass der allgemeine Gebrauch des Begriffes “Einrichtung” zur Ausstattung eines neuen Hauses oder einer neuen Wohnung nicht mehr zeitgemäss ist; zur klareren Abgrenzung wäre es sinnvoller, von "Innenarchitektur" zu sprechen: Das Haus wird dann als Wohnraum aufgefasst, der in allen seinen Volumina mit Elementen zu organisieren und auszustatten ist, die unseren Bedürfnissen angepasst und zeitgemäss sind” Joe Colombo 1965

Joe Colombo - ein visionärer Vorreiter

Cesare Colombo, besser bekannt als Joe Colombo, war einer der erfolgreichsten italienischer Designer des 20. Jahrhunderts. Er gilt zudem als Vorreiter auf dem Gebiet des flexiblen und multifunktionalen Industriedesigns und widmete sich früh dem damals neuen Material Kunststoff.

Colombo wurde 1930 in Mailand geboren und war zunächst als Maler und Bildhauer tätig, bevor seine rasante und faszinierende Laufbahn als Industriedesigner begann. Als Maler und Plastiker war er von 1951 bis 1955 Mitglied der Künstlergruppe Movimento Nucleare, die von Enrico Baj und Sergio D´Angelo gegründet wurde.

Nach einem Studium an der Kunstakademie Brera (Mailand) und einem darauf folgenden Architekturstudium an der Politecnica übernahm er 1959, nach dem Tod seines Vaters, den elterlichen Elektrowaren-Betrieb. Hier begann Colombo mit neuen Konstruktionsverfahren, Herstellungsmethoden und Materialien (wie z.B. verstärkte Plasten) zu experimentieren.

Revolutionäre Designkonzepte

1962 eröffnete Colombo ein eigenes Designstudio in Mailand, in dem vor allem Architektur- und Raumgestaltungsprojekte realisiert wurden. Neben verschiedenen Einzelstücken, wie dem Sessel Elda für Comfort (1963), der Tischleuchte 281 "Acrilica" (1962) oder der Leuchte Spider (1965) - beide für Oluce - sorgten vor allem Colombos Gestaltungskonzepte kompletter Wohnlandschaften für Aufsehen.

Die multifunktionalen Wohnwelten Colombos lassen sich als ein Symbol des optimistischen und experimentierfreudigen Geistes der sechziger Jahre begreifen. In einem Jahrzehnt, in dem sich die Menschen mit einem naiven Blick der Technik- und Zukunftsgläubigkeit hingaben und in dem die Raumfahrt die Eroberung ferner Welten versprach, schuf Colombo derart visionäre und utopische Entwürfe, dass man meinen könnte, sie entstammten einem James-Bond-Film.

Central living block (1969) auf der Ausstellung Visiona I für Bayer

Caesare Colombo war zweifelsohne ein Kind seiner Zeit, gleichzeitig aber auch ein Pionier. Seine zukunftsweisenden Mikrowelten, wie der Central Living Block oder die Kitchen-Box, die er 1969 für die Visiona-Ausstellung der Bayer AG entwarf, oder die Einheiten Roto-living und Cabriolet-Bed, die er für sein eigenes Appartement konzipierte und nicht zuletzt die Total Furnishing Unit. veranschaulichen auf ganz besondere Art und Weise die Verschmelzung flexibler und multifunktionaler Möbelmodule zu einer einzigartigen "Wohnmaschine".

Stets seiner Zeit voraus

Aber auch die bereits erwähnten Einzelarbeiten Colombos waren - nicht nur bezüglich der verwendeten Materialien - ihrer Zeit voraus. Während noch viele Designer in den 60er-Jahren die Verarbeitung neuer Materialien scheuten, sah Colombo in ihnen vor allem neue Möglichkeiten. Sein, für das Unternehmen Kartell entworfener, Stapelstuhl No. 4860 (1968) war darum auch die erste Sitzgelegenheit für Erwachsene, die vollständig aus spritzgegossenem ABS-Kunststoff bestand. Ebenso innovativ und mittlerweile ein wahrer Klassiker der Designgeschichte ist der von Colombo (damals für Bieffeplast) entworfene Kunststoff Rollcontainer "Boby", der auch als Joe Colombo´s Trolley bekannt ist.

Für sein kreatives Potential und noch mehr für seine enorme Produktivität wurde Cesare "Joe" Colombo schon zu Lebzeiten von seinen Kollegen bewundert. Sein eifriges Schaffen brachte ihm neben dem Respekt der Fachwelt auch diverse Auszeichnungen ein:

1964 gewann er 3 Medaillen bei der XIII. Triennale in Mailand, 1967 gewann er den “Goldenen Zirkel” Compasso d´Oro. 1968 nahm er in Chicago seinen ersten "Design International Award“ entgegen, 1969 gehörten bereits drei seiner Objekte zur ständigen Kollektion des MoMA in New York.

Colombo war aber nicht nur ein grossartiger Designer, sondern galt darüber hinaus auch als leidenschaftlicher Kommunikator und Selbstdarsteller. Er war stets elegant gekleidet und verzichtete nur selten auf seine Pfeife im Mund. Er lieferte seinem Publikum das perfekte Bild eines "Design-Dandys", der hingerissen von den Möglichkeiten neuer Technologien und der Verbesserung des menschlichen Alltags war. 1971 starb Colombo viel zu früh und unerwartet an einem Herzversagen, doch seine Designs leben bis heute weiter.

Internetseite von Joe Colombo


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