Mitte der 20er Jahre avancierte das Stahlrohr im Möbelbau zum beliebtesten Gestaltungs-mittel der Avantgarde. Innerhalb weniger Jahre entstanden die wichtigsten Stahlrohr-entwürfe, die heute zu den Klassikern des modernen Möbeldesigns gehören. Während der Vorbereitung zur Stuttgarter Weissenhofsiedlung entwickelte Mart Stam einen neuen Stuhltyp, den hinterbeinlosen Stahlrohrstuhl. Um einer möglichen Instabilität des kragenden Gestells vorzubeugen, verstärkte er das Stahlrohr an den kritischen Kurven und schuf so eine stabile, aber starre, nicht federnde Konstruktion. Erst Mies van der Rohe entdeckte die Elastizität des Stahlrohrs und nutzte sie als konstruktives Prinzip. Angeregt durch Stams Idee entwarf er 1927 den ersten Freischwinger der Designgeschichte. Es gab ihn mit Armlehnen als MR 20 oder ohne Armlehnen als MR 10.
Die Stahlrohrmöbel der 20er Jahre sind Ausdruck eines Aufbegehrens gegen das herkömmliche, mit massigen Möbeln und Nippes überladene bürgerliche Interieur jener Zeit. Ihre Transparenz und konstruktive Klarheit verkörpern ein neues Ideal in Architektur und Design: den lichtdurchfluteten Raum.
Das Original des Stuhls MR 20 wurde 1927 von Mies van der Rohe entworfen und wird seit 1985 als 1:1 Modell von Tecta Möbel, Lauenförde, Deutschland produziert.
Die hier angebotene Miniatur von Vitra (Massstab 1:6) besteht aus vernickeltem Stahlrohr und Natur-Leder.