Beitrag vom 10.03.2016, von Annika Schneid
Die Schnäppchen rufen! 85 Euro für einen DSW Stuhl statt der üblichen 365. Da schlägt doch das Herz eines jeden Sparfuchses höher. Betrachten wir das vermeintliche Angebot jedoch genauer, wird schnell klar: Es handelt sich um ein Plagiat. Wir haben Fälschung und Original für dich verglichen. Hier sind die gravierendsten Unterschiede sowie einige Tipps und Tricks, die es vor dem Kauf eines Designobjekts zu berücksichtigen gilt.
Den Unterschied zwischen Original und Fälschung haben wir bereits in einem vorherigen Beitrag erklärt. Zur Erinnerung: Das, was im allgemeinen Sprachgebrauch unter Original verstanden wird, sind lizenzierte Nachbauten oder sogenannte Re-Editionen. Da Möbel Gebrauchsgegenstände sind und die Vorlagen meistens nur noch im Computer entstehen, haben Hersteller die Möglichkeit, Patente, Lizenzen und Markenschutzrechte zu erwerben.
Diese Produkte - den Originalentwürfen des Designers exakt nachgefertigt - verkaufen wir bei Connox. Sie sind das, was dem Original am nächsten kommt. Was ein Original (rechts im Bild) von einer Fälschung (links im Bild) unterscheidet, siehst du im Folgenden am Beispiel des Eames Plastic Side Chairs DSW.
Bereits auf den ersten Blick machen die Holzbeine der Fälschung (oberes Bild) einen erheblich günstigeren Eindruck. Sie sind stark lackiert. Dadurch erscheint die Maserung an einigen Stellen aufgemalt. Auch das Material unterscheidet sich vom Original (unteres Bild). Die Beine des DSW Stuhls, den auch Connox anbietet, werden aus hochwertigem Ahorn- oder Eschenholz gefertigt. Beide Hölzer stammen aus kontrollierter deutscher Forstwirtschaft. Bei der günstigen Variante (oberes Bild) wurde auf schlichtes Buchenholz zurückgriffen, das mit kleineren Macken versehen ist.
Die Holzauswahl durch Vitra erfolgt dagegen sehr sorgfältig. Bei den Gestellen wird auf eine schlichte Holzoptik und höchste qualitative Standards geachtet. Auf diese Weise hat das Holz eine extrem lange Lebensdauer, wodurch Neuanschaffungen vermieden und die Umwelt nachhaltig geschützt wird.
Der nächste Unterschied zeigt sich bei den Gleitern, die beim Original (unteres Bild) aus hochwertigem und bodenschonendem Filz bestehen. Diese Variante wird von Vitra angeboten, falls der DSW auf glatten Hartböden wie Parkett, Laminat, Fliesen oder Steinböden steht.
Das Plagiat greift hingegen auf preisgünstigen Kunststoff zurück, welches die Verschraubungen nicht komplett bedeckt. Langfristig gesehen wird diese Variante deinen Boden nicht schützen. Zudem ist der Gleiter ohne Übergang an der Schnittstelle des Stuhlbeins aufgesetzt, was einen minderwertigen Eindruck vermittelt.
Auch in Sachen Holzverarbeitung kann das Plagiat kaum mit der Eames-Re-Edition mithalten. Im Gegenteil: Während das Original (unteres Bild) mit säuberlich ausgefrästen Aussparungen glänzt, weist die Fälschung unsaubere Ecken auf. An diesen Stellen war es nahezu unmöglich, die Schutzfolie von den Beinen des Gestells zu trennen. Das Resultat: unschöne Verpackungsreste an den oberen Kanten des Stuhls.
Auf den ersten Blick ist das Plagiat (oberes Bild) dem Original sehr ähnlich. Erst bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass der Weisston der Sitzfläche bei der Fälschung heller ist als die des Eames Chair Originals. Für den Laien ist dieser Unterschied jedoch kaum erkennbar.
Ein sichereres Ausschlusskriterium für Fälschungen sind die Kennzeichnungen auf der Unterseite der Sitzschale. Im Gegensatz zum Original des Herstellers Vitra verfügt die Fälschung über keinerlei Embleme.
Vitra verweist beispielsweise mit der Materialkennzeichnung „PP“ darauf, dass die Schale aus hochwertigem Polypropylen gefertigt wird. Hinzu kommt ein Siegel, das die Sicherheit des Stuhles zertifiziert sowie ein Aufkleber, der den Herstellungsort und die Seriennummer des Side Chairs ausweist. Beachte zudem, dass das Original stets zusammengebaut von Vitra geliefert wird. Auf diese Weise versucht der Hersteller, Fehler beim Zusammenbau zu verhindern.
Wie kommen die Fälschungen in Umlauf? Klar ist: Zahlreiche Shops leben von dem Verkauf von Fälschungen. Sie kopieren lizenzlos Designklassiker und greifen bei der Herstellung auf preisgünstige und vor allem minderwertige Materialien zurück. Die Unwissenheit der Kunden ist ihr Geschäft.
Unsere Empfehlung für Sie:Vitra - Eames Plastic Side Chair DSW
Wie du diese Shops noch vor dem Kauf erkennst? Ein Kriterium ist das Land des Firmensitzes. Stark verbreitet sind diese Shops in England oder Italien. Dort gelten andere Gebrauchsmusterschutzrechte, die die Herstellung von Plagiaten erleichtern. Bewahre dir beim Kauf ausserdem eine gesunde Portion Skepsis. Selbstverständlich gibt es auch bei Originalen von Shop zu Shop Preisunterschiede. Ab einer Preisreduktion von über 50 Prozent zu den Mitbewerbern handelt es sich jedoch in den seltensten Fällen um ein Original.
Der wirtschaftliche Schaden durch Plagiate beträgt jährlich mehrere 100 Milliarden Euro, davon allein 29 Milliarden Euro in Deutschland. Ein Verein, der dreisten Fälschern und Kopierern den Kampf ansagt, ist die Aktion Plagiarius e.V. Seit 1977 vergibt sie den Preis Plagiarius an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen. Der schwarze Zwerg mit goldener Nase soll Öffentlichkeit schaffen und jene enttarnen, die aus den Ideen und Einfällen anderer Profit zu schlagen versuchen. Letztes Jahr gehörte eine besonders auffällige Nachbaute der Kasimir Käsereibe des Herstellers Koziol zu den Preisträgern.
Schlussendlich sind Fälschungen auf den ersten Blick nur schwer von den Originalen zu unterscheiden. In manchen Fällen helfen lediglich Prüfsiegel oder Embleme, um die vermeintlichen Klassiker als Plagiate zu entlarven. Wer langfristig Freude an seinem Eames Plastic Side Chair DSW haben möchte, der sollte auf die Re-Edition zurückgreifen. Diese lizensierte Variante des Herstellers Vitra überzeugt mit hochwertigen Materialen und einer sorgfältigen Verarbeitung, die wirklich ihrem Preis entspricht.
Beitrag vom 10.03.2016, von Annika Schneid